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Blogs • 23.06.2022

Eine umfassende Ladelösung: eine Expertenansicht

Ladestationen und -dienste sind nicht wirklich als umfassende Lösungen konzipiert, die den Bedürfnissen der Fahrer entsprechen. Infolgedessen sind sie oft schwierig zu verwenden. In diesem Artikel beschreibt der New Mobility Experte von Gofore, Marcus Anlauff, wie sich die Welt in Richtung besserer Ladelösungen entwickeln kann.

In die bestehende Ladeinfrastruktur, die wir heute haben, ist wenig bis gar keine Planung und Gestaltung geflossen. Der Betreiber hat sich einfach für einen Standort entschieden, die Ladestation aufgestellt und mit Strom verbunden. Die Ladestationen der verschiedenen Dienstleister sehen unterschiedlich aus, sodass es für die Fahrer schwierig ist, sie zu erkennen. Es gibt auch große Unterschiede in den Hinweisen, die verwendet werden, um Ladestationen auszuschildern. Wenn der Fahrer es schließlich zu einer Ladestation schafft, muss er herausfinden, welche verfügbar sind und welche belegt oder anderweitig außer Betrieb. Das wird oft nur durch ein kleines Licht angezeigt. Die meisten Besitzer von Elektrofahrzeugen wissen auch, dass sie mehrere Apps auf ihrem Telefon haben müssen, oft mit erheblichen Unterschieden in der Funktionsweise.

„In der aktuellen Situation ist das Laden eines Elektrofahrzeugs ein technischer Prozess, der in keiner Weise Spaß macht. Das überzeugt Autofahrer nicht, sich für ein Fahrzeug mit Elektromotor zu entscheiden. In der Tat hat es den gegenteiligen Effekt: Die Probleme, die mit dem Laden verbunden sind, verlangsamen das Wachstum des Elektromotors“, sagt der New Mobility Experte Marcus Anlauff von Gofore.

Anlauff fährt seit über acht Jahren ein Elektroauto in Deutschland. Er hat viele unerwartete Situationen auf der Straße erlebt.

„Einmal hörte das Laden auf und ich wusste nicht warum, oder ob mir dafür eine Zahlung berechnet wurde. An der Ladestation war keine Hotlinenummer angegeben, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Ich habe den Ladestationenbetreiber kontaktiert. Er sagte, er würden den Fall an die Rechtsabteilung verweisen und bat mich, ihn nicht weiter zu stören.“

Von einzelnen Blasen zu benutzerorientierten Standards

Die Hersteller von Ladelösungen dürfen nicht länger in ihren individuellen, abgeschlossenen Blasen arbeiten. Wenn Ladestationenbetreiber, Anbieter von eMobility-Services, die Wartungsunternehmen für die Ladestationen, die Entwickler der Ladeanwendungen und Backend-Systeme und die Energieunternehmen, die in dieser Branche tätig sind, erfolgreich sein wollen, müssen sie konsistente Betriebspraktiken und Standards anwenden. Nur dadurch wird es möglich, umfassende Ladelösungen zu entwickeln, die für den Endverbraucher reibungslos funktionieren und benutzerfreundlich sind. Um dies zu erreichen, benötigen die in diesem Bereich tätigen Unternehmen einen Partner, der sich nicht nur auf die Entwicklung der Kundenerfahrung spezialisiert hat, sondern auch ein Verständnis für Ladetechnologie, Software-Engineering und die Geschäftslogik der Branche hat.

Qualität statt Quantität

Eines der Probleme bei der Entwicklung von Ladelösungen ist die Konzentration auf Quantität statt auf Qualität. Grund dafür ist die weltweite Dringlichkeit des Wandels zum emissionsfreien Verkehr. Selbst Subventionen helfen nicht, wenn Verbraucher Elektromobilität aufgrund schwieriger Ladelösungen als unangenehm empfinden.

„Die Bundesregierung subventioniert den Kauf von Elektrofahrzeugen mit 6.000 Euro. Zuschüsse gibt es auch für den Bau von Ladestationen an Wohngebäuden und Restaurants. Für diese Maßnahmen wurden erhebliche Mittel bereitgestellt, aber die Qualität der Ladestationen wurde kaum diskutiert.“

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Ladestationen werden zunehmend von Unternehmen installiert, die die Bedürfnisse der Verbraucher verstehen. Wenn der Einzelhandel, Autovermietungsketten und Autobahnraststätten Ladestationen anbieten wollen, benötigen sie die Hardware- und Softwareanbieter, um kundenorientierte Lösungen zu liefern.

Eine neue Perspektive für die Softwareentwicklung

Der Grund, warum Ladelösungen für die Verbraucher umständlich und schwierig sind, lässt sich auf die Softwareentwicklung zurückführen, die von den Anforderungen der Backend-Systeme der Elektrizitätsunternehmen vorangetrieben wird. Dieselben Entwickler, die hochwertige Systeme für technisch kompetente Experten in der Energiewirtschaft hergestellt haben, kodieren jetzt Ladelösungen für den Endverbraucher.

„Jedes örtliche Elektrizitätsunternehmen verfügt über eine eigene Ladekarte, ein eigenes Zahlungssystem und ein eigenes Backend-System. Grund dafür ist, dass mit alten Protokollen gearbeitet wird, mit denen die Ladelösungen kompatibel sein müssen. In vielen Fällen ist dies ein hochkomplexer Prozess. Schon ein kleiner Fehler oder eine Verzögerung beim Laden kann zu einer Fehlermeldung führen, sodass das Laden stoppt. Der Kunde ist verwirrt und verärgert.“

Die Integration der bestehenden Systeme mit verbraucherfreundlichen Dienstleistungen ist zwar möglich, aber aufwändiger als der Aufbau einer gänzlich neuen Dienstleistung. Die Grundpfeiler der Entwicklung sind in beiden Fällen die gleichen: Die Schlüsselprioritäten sind das Kundenerlebnis und das unter allen Umständen nahtlose Zusammenwirken der verschiedenen Servicekomponenten.

Bei allen Serviceentwicklungsprojekten wird die Qualität der umfassenden Servicelösung in allen Entwicklungsstadien durch moderne und automatisierte Softwaretests sichergestellt. Das beste Ergebnis wird erzielt, wenn der Dienst von Grund auf neu entwickelt wird. Anlauff führt ein Beispiel an.

„Ein Anwendungsfall könnte beispielsweise ein Autovermieter sein, der seinen Kunden deutschlandweit den Zugang zu Ladestationen ermöglichen möchte. Dies könnte durch das Hinzufügen von Ladediensten zur bestehenden Anwendung des Unternehmens erfolgen, die viele der Kunden bereits verwenden. Wenn die Navigation des Fahrzeugs aktiviert wird, kann sie den Fahrer zur richtigen Adresse und zum richtigen Ladepunkt führen. Dann wird die Gebühr für den verbrauchten Strom auf die Rechnung für die Autovermietung aufgeschlagen.“

Ladelösungen für ein positives Image

Nach Ansicht von Anlauff sind die Anwendungsentwickler für Ladelösungen oft nicht ausreichend mit den Kundenbedürfnissen vertraut.

„Ich habe Anwendungsentwickler gefragt, ob sie ein Elektroauto fahren und ob sie die Bedürfnisse der Nutzer in Bezug auf Ladestationen verstehen. Viele von ihnen haben mir gesagt, dass sie kein E-Auto fahren und dass sie nur eine kurze Schulung in diesem Bereich erhalten haben, bevor sie mit der Entwicklung der Anwendung begonnen haben. Sie konzentrieren sich auf die Codierung und haben keinen Einblick in die Bedürfnisse der Benutzer.“

Ein Grund für die langsame Entwicklung von Ladediensten ist, dass das Laden insbesondere für große Elektrizitätsunternehmen kein bedeutendes Geschäft ist. Die Gewinnmargen sind gering, sodass sie nur das Nötigste investieren.

„Viele Unternehmen bieten ihre Ladelösungen ausschließlich aus Gründen des Markenimages an. Sie wollen zeigen, dass sie ihren Fokus auf Nachhaltigkeit legen.“

Laut Anlauff befindet sich die Branche in einer Phase der Konsolidierung. Unternehmen tätigen Akquisitionen und harmonisieren ihre Dienstleistungen, was im Interesse der Kunden liegt. Auch Unternehmen mit größeren Kundenvolumina werden motivierter sein, ihre Dienstleistungen weiterzuentwickeln.

Ein Traum für 2025

Die Entwicklung von Ladelösungen lässt sich mit Mobiltelefonen vergleichen. In den frühen 1990er Jahren war ihre Benutzeroberfläche plump und klar von Ingenieuren mit einem technischen Fokus entwickelt. Als Konkurrenten auf den Markt kamen, begann Nokia, auf die Benutzerfreundlichkeit zu achten. Während der 2000er Jahre zeigte Apple, wie Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt der Produkt-, Software- und Serviceentwicklung gerückt werden können.

„Ladelösungen müssen aus einer benutzerorientierten Perspektive heraus entwickelt werden und dürfen sich nicht an den Bedürfnissen des Herstellers, Systemeigentümers oder -administrators orientieren, wie dies derzeit der Fall ist. Nur so können E-Autofahrer zufriedenstellende Ladedienste zur Verfügung gestellt werden“, sagt Anlauff.

Trotz der vielen Probleme geht Anlauff davon aus, dass in den nächsten Jahren automatisierte Ladelösungen entwickelt werden, was bedeutet, dass die Ladestation das Fahrzeug von selbst erkennt. Sie werden dort installiert, wo Fahrer normalerweise parken, wodurch sie sich nicht mehr auf die Suche nach einer Ladestation machen müssen.

 

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Marcus Anlauff

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